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Der Treffpunkt Neudorf eV hatte für den 26.07.2024 zu einem besonderen Vortrag eingeladen: Der Wolfsbotschafter Günter Trapp vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Landesverband Hessen hielt einen hochinteressanten Vortrag zum Thema "Der Wolf".

Hier die Pressemitteilung des Treffpunkt Neudorf eV:

Spannender Vortrag und interessante Diskussion rund um den Wolf

Treffpunkt Neudorf hatte am 26.07.2024 den Wolfsbotschafter des NABU, Herrn Günter Trapp, zu Gast, und fast 50 Personen folgten seinen Ausführungen zum Wolf. Herr Trapp berichtete in seinem 2-stündigen Vortrag über die Geschichte des Wolfes, seine Ausrottung in den westlichen Ländern, angefacht durch Kirche und Adlige, sowie seine Wiederkehr. Herr Trapp zeigte auf, wie sich die Wolfspopulationen in Deutschland ausbreiten und wusste viel Wissenswertes über das Tier zu berichten. Dazu gehören die Informationen, dass ein Wolfsrevier ungefähr 130 Quadratkilometer umfasst, was dem Stadtgebiet Frankfurts entspricht, und dass dieses Revier gegen durchziehende Wölfe final verteidigt wird. Da der Wolf mühelos täglich Strecken zwischen 50 und 70 km zurücklegt, seine Beute noch aus 3 km wittern kann und Geräusche über 10 km hören und identifizieren kann, ist es ihm möglich, sein Revier in allen Ecken regelmäßig zu kontrollieren und zu schützen.

Günter Trapp beim Vortrag

Dekoration beim Vortrag

Die Ausbreitung des Wolfes scheint in Deutschland der Verbreitung des Rotwildes zu folgen, so dass Bayern und Baden-Württemberg kaum Zuzug von Wölfen oder die Ansiedlung von Rudeln zu verzeichnen haben. Da ein Wolfspaar zwischen 3 und 6 Welpen jährlich zeugt, die nach 1 bis 2 Jahren das Rudel verlassen, um sich ein eigenes Revier zu suchen, ist die weitere Verbreitung in Deutschland und den Nachbarländern nur eine Frage der Zeit. Herr Trapp betonte, dass er bei seinen Vorträgen nur die offiziellen Zahlen verwendet, die aber aus den Jahren 2022/2023 stammen. Neuere Zahlen wurden noch nicht veröffentlicht. Man muss aber von einer viel höheren Population ausgehen. Was auch zu den von den Gästen genannten Zahlen von Wolfssichtungen passt, die sicher nicht auf nur ein Tier oder die Verwechslung mit Schakalen und freilaufenden Hunden zurückzuführen sind.

Es stellte sich deshalb die Frage, wie Weidetiere ausreichend vor Wolfsübergriffen geschützt werden können. Herr Trapp erklärte hierzu, dass der Wolf sich immer das leichteste Ziel aussucht und das sind hierzulande Weidetiere. Deshalb ist es seiner Ansicht nach wichtig, die Weiden mit speziellen stromführenden Schutzzäunen zu umgeben. Da der Wolf in der Regel Zäune lieber untergräbt, statt darüber zu springen, müssen diese Schutzzäune bereits 20 cm über dem Boden beginnen. Die hessische Landesregierung übernimmt die Finanzierung dieses Schutzes, zahlt aber leider keinen Ausgleich für die Mehrarbeit durch das Aufstellen, das notwendige Versetzen und die Zeit für das regelmäßige Kontrollieren der Zäune. In diesem Punkt ist eine Nachbesserung dringend erforderlich.

Viele Besucher im Dorfgemeinschaftshaus

Sehr interessante Diskussionen folgten dem Vortrag des Naturschützers. Das Mitgefühl der Zuhörer gehörte einem Tierhalter, der vom Verlust einiger seiner Tiere erzählte. In diesem Zusammenhang berichtete Herr Trapp, dass Hessen-Forst durch ehrenamtliche Helfer Speichelproben von gewilderten Nutztieren nehmen lässt, die durch das Senckenberg-Zentrum untersucht werden. Dadurch lässt sich nachweisen, ob das Tier von einem Wolf gerissen wurde und sogar von welchem, da die DNA aller Wölfe dort gespeichert ist. Diese DNA wurde auch durch die Untersuchung von Kotproben gewonnen. Leider wurde in diesem Zusammenhang von Zuhörern berichtet, dass sich eine ehrenamtliche Helferin, Frau N., nicht an die vorgeschriebenen Regeln hält, sei es beim Anlegen der Schutzkleidung oder bei dem Transport der Proben in einem Fahrzeug, das von ihrem Hund kontaminiert ist. So hat ein durchgeführter Test ergeben, dass die von Frau N. gesammelten Proben vom Senckenberg-Zentrum als vom Hund stammend klassifiziert wurden, wogegen ein Hamburger Institut die Speichelproben vom gleichen gewilderten Tier als vom Wolf stammend einstufte. Warum das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Forsten, Jagd und Heimat hier keine Abhilfe schafft, blieb unklar. Herr Trapp sagte aber zu, Hessen-Forst dafür zu sensibilisieren.

Interessant war auch die Frage einer Zuhörerin nach Pferden. Sie erklärte, dass in der Umzäunung von Pferdekoppeln eine untere Mindesthöhe von 20 cm nicht gestattet sei, da sich die Pferde verletzen könnten. Ein Weideschutz könnte daher nur mit einer Doppelumzäunung erreicht werden. Innen der für Pferdehaltung vorgeschriebene Zaun und außen herum ein Weideschutzzaun. In diesem Fall, erklärte Herr Trapp, werden die Kosten nicht erstattet, so dass man sich fragen muss, ob Pferde nicht als Weidetiere eingestuft werden. Auch hierzu sind dringende Nachbesserung der Vorschriften erforderlich.

Es wurde außerdem thematisiert, ob Wolfsbegegnungen im Wald für Hundehalter, Jogger, Kinder und Erwachsene gefährlich sein können. Nach Überzeugung der verantwortlichen Politiker und des NABU „schützt allein die Anwesenheit eines Erwachsenen das Kind und den eng an der Leine geführten Hund. Man sollte außerdem versuchen, den Wolf durch Klatschen, lautes Rufen oder durch Werfen mit Stöcken zu vertreiben. Der Wolf würde zwar ohne Not keinen Menschen angreifen, ist aber kein Fluchttier, das nur aufgrund der Begegnung mit einem Menschen Reißaus nimmt, zumal gerade junge Wölfe sehr neugierig sind. Da Rennen den Jagdinstinkt weckt, ist ein langsamer Rückzug eher angebracht“.

Zuletzt bleibt noch anzumerken, dass die Jagd auf Wölfe durch Europäische Vorschriften zwar verboten ist, dass es aber Ausnahmen gibt. Diese Abschusserlaubnisse oder Entnahmen werden erteilt,

  • wenn ein mehrfach Weidetiere wildernder Wolf oder ein Wolf, der gelernt hat, Schutzzäune zu überwinden, anhand seiner DNA ermittelt wird,
  • wenn Wölfe Mülltonnen plündern und damit dem Menschen zu nahekommen oder
  • ein sonstiges Gefährdungspotenzial von dem Wildtier ausgeht.

Wie man allerdings den „richtigen“ Wolf ausfindig machen soll, bleibt ein Geheimnis.