Familiär und harmonisch lief die Jahreshauptversammlung 2018 der Weinfreunde Neudorf eV ab, die am 21.04.2018 ab 20:00 Uhr im Weidenhof-Café Q stattfand.
Nach einer Gedenkminute für die 2017 verstorbenen Vereinsmitglieder Rainer Krätschmer und Peter Sattler erinnerte die 1. Vorsitzende Maritta Rasch an die anderen Ereignisse des Jahres 2017, unterstützt von einer reich bebilderten Präsentation. Höhepunkt im Jahresablauf war die erste Kelleröffnung am 13.08.2017, bei der der Verein sich bei herrlichem Sommerwetter einer breiten Öffentlichkeit vorstellen konnte. Aber über solche Events darf die fast ganzjährige Arbeit vieler Vereinsmitglieder im Weinberg und im Weinkeller nicht vergessen werden. Der Jahrgang 2017 erbrachte 170 Liter Traubenmost, der sich zu einem ganz besonderen Wein entwickeln sollte; dazu später mehr.
Kassierer Thomas Joffroy konnte von einem erfreulichen Gewinn aus der Kelleröffnung berichten, der aber –hauptsächlich aufgrund einiger Investitionen im Weinkeller– einen kleinen Verlust für das Jahr 2017 nicht verhindern konnte. Da die Kassenprüfer nichts zu beanstanden hatten, war die Entlastung des Vorstandes auf Antrag von Klaus Hamann schnell erledigt. Fast genauso schnell liefen die Neuwahlen ab: Die bisherigen Vorstandsmitglieder waren zu einer neuen Amtszeit bereit, andere Kandidaten gab es nicht, und so war der alte Vorstand ohne Gegenstimme auch der neue.
Auf Antrag eines Mitglieds wurde beschlossen, am Weinkeller eine Gedenktafel für den verstorbenen Gründungsvorsitzenden Gerhard Seitz anzubringen.
Wegen des großen Erfolges im Vorjahr wird es auch in diesem Jahr wieder eine Kelleröffnung geben: am 05.08.2018. Die Weinfreunde werden turnusgemäß in diesem Jahr die Neudorfer Nikolausfeier am 06.12.2018 ausrichten.
Zum Schluss der Sitzung kam noch ein ernstes Thema zur Sprache: Durch die Decke des Weinkellers dringt nach wie vor Wasser ein, was die Stabilität des Gebäudes langfristig gefährden würde. Hier sind Sanierungsarbeiten dringend erforderlich; auch der Einbau einer Toilette und eines Handwaschbeckens sind –gerade mit Blick auf Veranstaltungen im Keller– sinnvoll. Der Vorstand wird beim Eigner des Gebäudes, den Stadtwerken Wächtersbach, wegen der Sanierungsarbeiten vorstellig werden.
Nach dem offiziellen Ende der JHV gab es die Gelegenheit für die Mitglieder, ein wenig Weinwissen zu erwerben: Ein Mitglied hatte einen Vortrag vorbereitet, der die drei –ursprünglich– französischen Rebsorten Weißburgunder, Sauvignon Blanc und Chardonnay vorstellte. Diese werden mittlerweile rund um den Globus angebaut und hatten auch auf die Entwicklungen im Weinland Südtirol, das ebenfalls vorgestellt wurde, deutlichen Einfluss. Natürlich konnten Weine aus diesen drei Rebsorten aus einer Südtiroler Kellerei auch verkostet werden. Klarer Favorit der Weinfreunde war der Sauvignon Blanc, der mit seiner Frische überzeugen konnte.
Und schließlich trat der Star des Abends auf: Das Neudorfer Ratzewäldche des Jahrgangs 2017, das an diesem Tag erstmals an die Mitglieder ausgeschenkt wurde. Obwohl völlig durchgegoren und –laut Analysewerten– praktisch ohne Restzucker, entwickelt der Wein auf der Zunge und am Gaumen komplexe, fast süßlich wirkende Aromen. Er erinnert so an gute, (nicht ganz trocken ausgebaute) feinherbe Moselrieslinge.
Kellermeister Peter Lerch wusste Hochinteressantes zur Entstehungsgeschichte des Weins zu berichten: Wie üblich waren die Gärbottiche im Weinkeller am Boden aufgestellt. Der Wein begann auch ganz normal mit der Gärung. Doch im Oktober 2017 war das Wetter ziemlich kühl und die kalten Temperaturen sorgten dafür, das sich der Gärprozess nach und nach immer mehr verlangsamte und schließlich ganz zum Stillstand kam. Jetzt war guter Rat teuer! Die Kellermeister kamen auf die Idee, die Gärbottiche höher zu lagern, mit Planen abzudecken und von unten mit Hilfe eines Heizgerätes zu beheizen. Tatsächlich gelang es dadurch, den Gärprozess wieder in Gang zu bringen und erfolgreich zu Ende zu führen. Möglicherweise ist diese langsame Vergärung für den komplexen Geschmack des Weins verantwortlich. Es wird spannend sein zu beobachten, ob und wie der Wein sich in den nächsten 2-3 Jahren verändern wird.
Dass die Weine unseres Weinbergs jedes Jahr anders schmecken, konnten die Mitglieder am Ende des Abends noch bei angenehmen Gesprächen nachvollziehen, denn die Kellermeister hatten die Jahrgänge 2013 bis 2017 des Neudorfer Ratzewäldche in ausreichender Menge mitgebracht.