Sie ist jung und sympathisch, dazu Mutter von zwei Kindern – und Pfarrerin. Sarah Mahn sitzt mir gegenüber im Büro des evangelischen Pfarrhauses in Aufenau. Ein Haus, das sie bereits gut kennt, denn hier wohnt sie seit November 2016 mit ihrem Mann, Pfarrer Justus Mahn. Doch jetzt hat sie eine neue Rolle: Seit 01.03.2018 teilt sich das Ehepaar Mahn die Pfarrstelle für Aufenau, Neudorf, Biebergemünd-Kassel und –Wirtheim.
Um es vorweg zu nehmen: Die Aufgabenverteilung zwischen den beiden ist bisher nicht endgültig definiert und muss noch mit dem Kirchenvorstand abgesprochen werden. Sarah Mahn würde gerne weiterhin zusammen mit dem Kindergottesdienst-Team die Kindergottesdienste leiten, doch auch eine Aufteilung der Zuständigkeiten für die vier Orte hält sie für denkbar.
Als sie 1986 in Heringen bei Bad Hersfeld geboren wurde, war ihr die Theologie nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Beide Eltern sind von Beruf Chemielaboranten. Doch da die Mutter später in der Pflege der Diakonie und im medizinischen Bereich tätig war, hat der Glaube in der Familie immer eine wichtige Rolle gespielt.
Sarah Mahn besuchte die Grund- und die Gesamtschule in Heringen, danach die gymnasiale Oberstufe der Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld, wo sie schließlich das Abitur ablegte. Danach begann sie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen ein Studium für das Lehramt an Gymnasien in den Fächern Politik, Wirtschaft und evangelische Religion. Dabei war sie bald so fasziniert vom vermeintlichen Nebenfach Religion, dass sie ihr Studienfach wechselte und ein Vollstudium der Theologie aufnahm, das sie an die Goethe-Universität nach Frankfurt brachte. Eine besonders wichtige Erfahrung im Theologie-Studium war für sie das Eintauchen in die alten Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, die man benötigt, um alte Schriften im Originaltext zu lesen.
Beim Theologie-Studium lernte sie ihren späteren Mann Justus kennen. Gemeinsam mit ihm wechselte sie noch einmal die Hochschule, diesmal an die Friedrich-Schiller-Universität ins thüringische Jena. Hier schloss sie ihr Studium 2012 mit dem 1. Kirchlichen Examen ab. Die Wartezeit bis zum Beginn des Vikariats nutzte sie für einige Jobs, z. B. als Bedienung in einem Café, wobei sie -ihrer eigenen Einschätzung- nach wichtige Erfahrungen beim Umgang mit Menschen abseits des Hochschulbetriebs machte.
Als Vikarin war sie zunächst in Züschen, einem Stadtteil von Fritzlar, tätig. Nach der Geburt ihrer Tochter Ida im Mai 2014 kam sie dann aber zusammen mit ihrem Mann in den Main-Kinzig-Kreis: Sie übernahm im März 2015 eine Vikariatsstelle in Hailer-Meerholz, er in Neuenhasslau; gewohnt haben sie übrigens in Niedermittlau, also genau zwischen den beiden Pfarreien. 2016 kam dann Sohn Clemens zur Welt, und es erfolgte der Umzug nach Aufenau.
Sarah Mahn legte schließlich 2017 ihr 2. Kirchliches Examen ab und wurde am 22.10.2017 von Bischof Martin Hein in Kassel zur Pfarrerin ordiniert.
In ihrer Freizeit liebt sie es, Bücher zu lesen, Filme zu schauen, mal auszugehen und vor allem Aktivitäten, die sie zusammen mit ihrer Familie ausführen kann wie Spazierengehen und Schwimmbadbesuche.
Theologisch stark beeinflusst ist Sarah Mahn durch Martin Luthers „Priestertum aller Getauften“, also der Vorstellung, dass jeder Gläubige direkt Zugang zu Gott finden kann, ohne einen Mittelsmann zu benötigen. Doch auch von neuzeitlichen Theologen wie Henning Luther sieht sie sich geprägt. So möchte sie mit offenen Augen durch die Welt gehen, ins Gespräch kommen, Menschen in deren eigener Lebenswelt wahrnehmen und als Pfarrerin begleiten. Religion möchte sie im historischen Kontext betrachten und in die heutige gesellschaftliche Wirklichkeit übertragen. Gottesdienst und Alltag möchte sie zusammenbringen.
Bereits seit einiger Zeit leitet Pfarrerin Mahn Kindergottesdienste. Dabei hat sie festgestellt, dass sie durch die Kinder viele Menschen kennengelernt hat; das ist ein zusätzlicher Antrieb für sie, weiter in der Kinder- und Jugendarbeit tätig zu sein und diese jungen Menschen durch besondere Aktivitäten anzusprechen. Sie hält wenig davon, Gemeinde nur in starren Formen (z. B. im Gottesdienst) wahrzunehmen und möchte „Positives auch positiv wahrnehmen“.
Gute Kontakte hat Sarah Mahn bereits durch das Kinderturnen in den Allgemeinen Sportverein Aufenau. Kontakte zu anderen Vereinen und Verbänden hat sie bisher erst wenige. Sie hält es aber für wichtig, Veranstaltungen zu besuchen und dabei Kontakte mit den Menschen zu knüpfen. Auch die Ökumene, also die gemeinschaftliche Arbeit mit anderen Konfessionen, liegt der Pfarrerin am Herzen. In der Ökumene gibt es bereits eine gute Zusammenarbeit, die noch weiter ausgebaut wird.
Schließlich haben wir noch über das Internet und die sozialen Medien gesprochen. Hier sieht sie Nachholbedarf in der öffentlichen Darstellung der Kirchengemeinde. Einige Ideen für deren Verbesserung existieren bereits, aber auch bei diesem Thema sind Einarbeitung und Zeit notwendig.
Nach etwa 90 Minuten und einem guten Gespräch verabschieden wir uns voneinander.