Mit einem strahlenden Lächeln empfängt mich Pfarrer Justus Mahn in seinem Büro im Pfarramt Aufenau. Es ist der 06.12.2016, und wir sind zu einem Gespräch verabredet, das als Grundlage für diesen Beitrag dient. Zum 01.11.2016 hat der junge Pfarrer die vakante Pfarrstelle für Aufenau, Neudorf, Wirtheim und Kassel übernommen.
Geboren 1987 in Erfurt, zog er schon im Vorschulalter mit seinen Eltern nach Linsengericht-Altenhasslau um. Als er die 9. Klasse der Realschule in Gelnhausen besuchte, stand das fällige Berufspraktikum an, welches er im Pfarramt Altenhasslau absolvierte. Nach dieser Erfahrung stand unumstößlich fest: Er will Pfarrer werden. Dass die Mutter aus einem lutherisch geprägten Elternhaus (zu DDR-Zeiten!) stammt, mag sicher auch zu dem Entschluss beigetragen haben. Der Berufswunsch führte ihn zunächst zum Abitur am Beruflichen Gymnasium in Gelnhausen –übrigens im Fach Wirtschaftslehre– und danach zum Theologiestudium an den Universitäten Frankfurt, Jena und Marburg.
Während des Studiums in Frankfurt lernte er seine spätere Frau Sarah kennen, mit der er inzwischen zwei Kinder hat: Ida ist 2½ Jahre, Clemens gerade einmal vier Monate alt. Übrigens kamen die Kinder jeweils, als bei Pfarrer Mahn das 1. bzw. 2. Kirchliche Examen anstand. Auch Gattin Sarah hat ihr Theologiestudium absolviert und ist als Vikarin in Hailer-Meerholz tätig, derzeit aber natürlich in Elternzeit.
Erste Station in seinem Traumjob war für Pfarrer Mahn ab 2014 die Stelle als Vikar in Neuenhasslau-Gondsroth. Am 30.10.2016 wurde er dann feierlich mit 12 weiteren Pfarrerinnen und Pfarrern von Bischof Prof. Dr. Martin Hein ordiniert. Gefreut hat es Pfarrer Mahn, dass der Ordinationsgottesdienst in der Marienkirche in Gelnhausen, also direkt in seiner Heimat, stattfand. Zwei Tage später übernahm Justus Mahn dann seinen Dienst als Pfarrer in Aufenau.
Da er die meiste Zeit seines Lebens im Kinzigtal verbracht hat, sind ihm die Region und die Mentalität der Menschen vertraut. So hat er in seinem neuen Amt sozusagen ein „Heimspiel“. Seit 07.11.2016 wohnt Pfarrer Mahn mit seiner jungen Familie im Pfarrhaus in Aufenau. In dieser Zeit hat er bereits den Kirchenvorstand zu schätzen gelernt, der ihm einige bürokratische Pflichten abnimmt und den er für den rücksichtsvollen Umgang mit ihm lobt.
So bleibt Pfarrer Mahn mehr Zeit, sich um seine wichtigste Aufgabe zu kümmern: die Seelsorge. Dabei gilt es, in einer Pfarrei mit vier Orten keinen davon zu vernachlässigen. Am schwierigsten sieht er die Situation für Biebergemünd-Wirtheim, wo es nicht einmal eigene Räume für die Pfarrei gibt. Durch die Präsenz vor Ort fühlt es sich dagegen in Aufenau bereits gut eingebunden. Biebergemünd-Kassel und Neudorf sieht er irgendwo dazwischen.
Er hofft, dass ihm die –leider notwendige– Bürokratie genug Zeit für die Seelsorge lässt. In Notsituationen möchte er ansprechbar sein und ist gerne zu Haus- und Krankenbesuchen sowie zur Sterbebegleitung bereit. Wichtig ist ihm auch das Hausabendmahl, falls jemand aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr den Gottesdienst besuchen kann. Gleiches gilt auch für die Abnahme der Beichte, wobei er ausdrücklich darauf hinweist, dass diese kein Privileg der katholischen Kirche darstellt und dass Luther die Beichte als ein halbes Sakrament bezeichnet hat.
Persönliches Anliegen ist ihm vor allem, den christlichen Glauben überzeugend zu verkörpern. Hier sieht er sich geprägt von Dietrich Bonhoeffer. Und er ist sich sicher: Nur wenn er glaubwürdig ist, wird er als Vertrauensperson angenommen.
Anderen Religionen und Konfessionen tritt Pfarrer Mahn mit Respekt entgegen. In der Ökumene, die er für ein wichtiges Thema hält, müsse immer wieder ausgelotet werden, was –gemeinsam– geht und was nicht.
Angesprochen auf die nicht gerade hohe Zahl von evangelischen Christen, die regelmäßig den Gottesdienst besuchen, meint Pfarrer Mahn, dass der Kirchgang schon wichtig sei, dass aber vor allem die Gemeindemitglieder davon überzeugt werden müssen. Dies wolle er versuchen.
Mittelfristig plant er auch eine Intensivierung der Jugendarbeit. Mögliche Maßnahmen hierzu sind der Kindergottesdienst, eine Krabbelgruppe für die Kleinsten oder auch die Konfirmandenfreizeiten. Ihm ist sehr bewusst, dass die „Generation Smartphone“ nicht leicht zu erreichen ist. Er hofft aber, dass es ihm als jungem Pfarrer gelingen könne, den richtigen Zugang zu Kindern und Jugendlichen zu finden.
Nach etwas über einer Stunde endete ein überaus angenehmes und gleichzeitig intensives Gespräch.