Corona-bedingt hatte die Deutsche Bahn AG zum Neubauprojekt Gelnhausen - Fulda zu Informationsveranstaltungen der etwas anderen Art eingeladen. Für die Bürger aus dem Raum Wächtersbach und Umgebung gab es am 27.04.2020 ab 17:00 Uhr eine Kombination aus Online-Präsentation und Livestream; die Besucher konnten in einem Live-Chat Fragen stellen, die gesammelt und nach Themengruppen noch während der Veranstaltung weitgehend beantwortet wurden. Außerdem wurde ein Film mit einer Simulation der Neubaustrecke zwischen Gelnhausen und Kalbach gezeigt.
Die Präsentation und die Aufzeichnung der gesamten Veranstaltung finden Sie im Internet, den Film können Sie gleich hier anschauen.
Einen größeren Teil der Präsentation nahm die Betrachtung des Zuglärms im Vergleich zwischen Bestands- und Neubaustrecke ein. Die Deutsche Bahn AG geht davon aus, dass die Lärmbelastung insgesamt deutlich zurückgehen wird.
Hierzu wurde auch eine Lärmsimulation vorgestellt, die für den südlichen Stadtrand von Wächtersbach die derzeitige (reale) Situation dem zukünftigen Zustand auf der Neubaustrecke gegenüberstellt. Aus meiner Sicht waren die Werte für Wächtersbach allerdings nicht so signifikant verbessert wie erhofft. Nicht alle Fragen zum Zuglärm wurden beantwortet, z.B. die nach der Ausbreitung des Schalls in höher gelegene Straßen / Stadtteile. Mehrfach wurde nach dem Tunnelknall gefragt, der beim Austritt eines Hochgeschwindigkeitszuges aus einem Tunnel entsteht. Hier versicherte der befragte Projektleiter, dass alle Tunnelmündungen mit schallschluckenden Einrichtungen versehen werden.
Die Deutsche Bahn AG hat beim Regierungspräsidium Darmstadt alle erforderlichen Unterlagen für das anstehende Raumordnungsverfahren (ROV) eingereicht, was vom RP auch bestätigt wurde. Für die Neubaustrecke soll am 02.06.2020 die "Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange im ROV" beginnen. Im Raumordnungsverfahren ist neben der Antragsvariante IV als Alternative auch noch die Streckenvariante VII beschrieben; dies für den (eher theoretischen) Fall, dass die geplante Strecke entlang des Kinzigtals nicht genehmigungsfähig wäre.
Viele Fragen in der Info-Veranstaltung betrafen die Bauzeit, z.B. bezüglich der Baulogistik, konnten aber noch nicht endgültig beantwortet werden. Denn erst nach dem erfolgreichen Abschluss des ROV beginnt die technische Planung der Strecke. Nach einigen weiteren Schritten wird klar werden, welche konkreten Belastungen ab der zweiten Hälfte der 2020er Jahre während der Realisierung der Neubaustrecke auf das Kinzigtal zukommen werden. Auch der Verlauf der Strecke wird sich gegebenenfalls nach Abschluss der Baugrunduntersuchungen gegenüber dem gezeigten Film noch geringfügig ändern; größere Änderungen sind allerdings eher unwahrscheinlich.
Einig waren sich Veranstalter und Besucher darin, dass die Informationsveranstaltung per Internet eine gelungene Idee war, die nach Wiederholung schreit. Und ein Besucher meinte im Chat sinngemäß, es sei praktisch, Informationen aus erster Hand zu bekommen, ohne irgendwo hinfahren zu müssen, und seine Jogginghose könne er auch anbehalten...
(Mit persönlichen Eindrücken/Anmerkungen des Webmasters.)