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Seit dem Abschluss des Raumordnungsverfahrens für die geplante Neubaustrecke der Bahn Ende Juli 2023 war es um diese in der Öffentlichkeit ziemlich ruhig geworden. Dass hinter den Kulissen aber intensiv weiter an dem Großprojekt gearbeitet worden ist, wurde bei der 24. Sitzung des Dialogforums am 23.09.2024 offensichtlich.

Damit feierte das Dialogforum auch sein 10-jähriges Bestehen!

10 Jahre Dialogforum

Aktueller Planungsstand der Aus- und Neubaustrecke

Auf der Ausbaustrecke von Hanau nach Gelnhausen laufen bereits Bauarbeiten unterschiedlichster Art. Das hat so manch ein Neudorfer bemerkt, wenn er an der Baustelle der (mittlerweile fertiggestellten) Autobahn­brücke über die Bahnstrecke am Flugplatz Gelnhausen im Stau stand.

Bauarbeiten im Bahnhof Gelnhausen

Für die Neubaustrecke von Gelnhausen nach Kalbach haben vorbereitende Maßnahmen (z. B. Schallunter­suchungen) und die Feinplanung begonnen, auch für den Abschnitt der Strecke zwischen Wirtheim und Schlüchtern, der für Wächtersbach relevant ist.

Bei der Streckenführung haben sich im Detail bereits Änderungen gegenüber dem Raumordnungsverfahren ergeben. Dies war eigentlich von Anfang an klar, denn im ROV wurde nur ein Korridor für die geplante Bahntrasse beantragt. Im Rahmen der Feinplanung erfolgt jetzt eine detaillierte Trassierung. Dabei werden u. a. berücksichtigt:

  • Die Optimierung der Tunnel- und Kurvenverläufe (wegen der geplanten Hochgeschwindigkeiten),
  • die Optimierung des maximalen Steigungswinkels (wegen der nächtlichen Nutzung der Neubaustrecke durch Güterzüge),
  • Maßgaben und Hinweise aus der landesplanerischen Beurteilung (aus den Auflagen aus dem ROV),
  • sensible Schutzgebiete (z. B. Wasser- und Naturschutz) und
  • eine mögliche Reaktivierung der Strecke Wächtersbach ↔ Bad Orb (einschließlich Elektrifizierung).

Planungsstand für die TrassierungTrassierung (09/24)

Mittlerweile ähnelt die Neubaustrecke zwischen Wirtheim und Schlüchtern mehr einer U-Bahn als einer normalen Bahnstrecke: Bei einer Streckenlänge von etwa 26 Kilometern sind derzeit etwa 21 Kilometer als Tunnel geplant; dazu kommen fünf Talbrücken, davon eine große am westlichen Stadtrand von Wächtersbach.
Die Tunnelplanung hat auch Auswirkungen für Wächtersbach: Im ROV war noch vorgesehen, dass die Neubaustrecke in der Gemarkung Aufenau im Bereich der Motocross-Strecke zwei kurze überirdische Abschnitte haben sollte. Nach dem aktuellen Planungsstand (der jedoch noch nicht endgültig ist), wird die Neubaustrecke in diesem Bereich komplett in einem einzigen Tunnel von mehr als 6 Kilometern Länge geführt.

Streckenführung am Aufenauer Berg (Vergleich ROV zu aktueller Planung)

Die nächsten Themen für die Arbeitsgruppe, die sich mit der Neubaustrecke beschäftigt, sind Lärmbetrachtungen sowohl für die Neubau- als auch für die Bestandsstrecke. Diese werden die Grundlage für Lärmminderungsmaßnahmen, z. B. die Errichtung von Lärmschutzwänden, bilden. Diese Themen werden die Arbeitsgruppe ab dem Herbst 2024 bis in 2025 hinein beschäftigen.


Neue Planzahlen für Zugbewegungen

Dass die derzeitige Bestandsstrecke notorisch überlastet ist, weiß jeder Pendler, der auf dem Heimweg von seiner Arbeitsstelle im Rhein-Main-Gebiet in einem Regionalexpress nach Wächtersbach außerplanmäßig in Wirtheim aufs Nebengleis umgeleitet wird, weil drei verspätete ICEs vorgelassen werden müssen. Diese Überlastung war ja einer der wesentlichen Beweggründe für die Planung der Neubaustrecke. Erwartet wird, dass die Anzahl der Züge zwischen Hanau und Fulda weiter steigen wird. Wie stark der Anstieg der Zugzahlen bis 2030 sein wird, darüber gibt es Prognosen. Eine davon wurde für das ROV erstellt, jetzt gibt es eine neue.
Wenig überraschend: Die Zugzahlen steigen weiter.

Hier die beiden Prognosen im Vergleich, wobei die Zugzahlen für die Bestandsstrecke zwischen Flieden und Gelnhausen sowie für die Neubaustrecke jeweils für TAG (also 06:00 Uhr bis 22:00 Uhr) und NACHT (also 22:00 Uhr bis 06:00 Uhr) angegeben sind.

TAG

  ROV Neu Differenz
Bestands­strecke 184 195 +11
Neubau­strecke 103 150 +47
Summe 287 345 +48

NACHT

  ROV Neu Differenz
Bestands­strecke 33 56 +23
Neubau­strecke 74 60 -14
Summe 107 116 +9

Generalsanierung der Bestandsstrecke

Im Rahmen dieser 24. Sitzung des Dialogforums gab die Deutsche Bahn noch eine Planung bekannt, die erhebliche Auswirkungen auf sehr viele Wächtersbacher Bürgerinnen und Bürger haben wird: Die Bestandsstrecke soll zwischen Gelnhausen und Eichenzell von August 2027 bis Januar 2028 generalsaniert werden. Um die Strecke und die Bahnhöfe umfassend modernisieren zu können, wird die Kinzigtalstrecke vollständig gesperrt.

Dies wird vor allem für die zahlreichen Pendler erhebliche Auswirkungen haben, wie man am Beispiel der General­überholung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim sehen kann. Die Bahn wird im Kinzigtal wahrscheinlich ähnlich vorgehen wie bei der Riedbahn. Insbesondere dürfte es eine ganze Busflotte geben, die den Regionalverkehr übernehmen soll. Diese Busflotte trifft dann auf eine ohnehin im Berufsverkehr extrem belastete Autobahn A66 und/oder auf ebenfalls extrem belastete Landstraßen. Auch ein Ausweichen auf den privaten PKW dürfte dann keine erfreuliche Perspektive bieten.

Auf der Habenseite wird danach jedoch eine erhebliche Qualitätsverbesserung der Schieneninfrastruktur ebenso stehen wie eine Aufwertung der doch teilweise etwas heruntergekommenen Bahnhöfe. Und noch ein Aspekt könnte positive Auswirkungen für die Bevölkerung an dieser Strecke haben, wie aus der Presseerklärung zur Arbeitssitzung hervorgeht:

Aktuell prüft die Bahn die Möglichkeit, im Zuge der Generalsanierung zusätzliche Schallschutzwände auf der Basis der Vorgaben der Lärmsanierung in den Gemeinden Biebergemünd, Wächtersbach, Bad Soden-Salmünster, Steinau a. d. Str., Schlüchtern, Flieden, Neuhof und Eichenzell umzusetzen. Hierzu finden Gespräche zwischen den betroffenen Gemeinden und der Bahn statt. Erste Informationen liegen den Landräten und den Bürgermeistern vor. Weitere Schritte der Planung werden von der Bahn erst nach den jeweiligen Zustimmungen der Gemeinden erfolgen. Damit die Umsetzung im Zeitraum der Generalsanierung (August 2027 – Januar 2028) erfolgen kann, hat die Bahn die Kommunen um zeitnahe Rückmeldungen zu dieser Variante gebeten.

Schon die Lärmaktionsplanung des Eisenbahn-Bundesamtes hat ja ergeben, dass es im Raum Wächtersbach, und speziell auch in Neudorf, Nachholbedarf in Sachen Lärmschutz gibt: Nach den aktuellen Vorgaben an den Lärmschutz müssten eigentlich Lärmschutzwände gebaut werden, wo sie bisher ganz fehlen, während die bestehende Lärmschutzwand bei Neudorf aktuellen Anforderungen nicht mehr genügt. Mit der Generalsanierung der Strecke eröffnet sich die Chance, dass diese Defizite ausgeräumt werden.

Den Kommunen entlang der Bestandsstrecke wurden von der Deutschen Bahn bereits die technischen Möglichkeiten für zusätzlichen Lärmschutz im Rahmen der Generalsanierung vorgestellt. Die Forderung nach solchem Lärmschutz muss jedoch von den Kommunen an die Deutsche Bahn herangetragen werden; erst danach wird die Bahn mit den Planungen beginnen.

Stand September 2024 haben dies bereits vier Kommunen erledigt; Wächtersbach ist jedoch noch nicht dabei. Allerdings hat sich der Magistrat der Stadt Wächtersbach bereits mit dem Thema beschäftigt. Das Thema steht auf der Tagesordnung des Bau- und Planungsausschusses für die Sitzung am 09.10.2024; mit einem positiven Beschluss des Ausschusses sowie der Stadtverordnetenversammlung ist zu rechnen, sodass die Stadt Wächtersbach dann zeitnah auf die Deutsche Bahn zugehen kann.


Die Unterlagen zur 24. Sitzung des Dialogforums (und viele Informationen mehr) finden Sie auf der Website Hanau - Würzburg - Fulda der Deutschen Bahn. Hier noch die direkten Links:

Alle Abbildungen in diesem Beitrag: DB infrago