Am frühen Nachmittag des 12.09.2024 schien halb Neudorf auf den Beinen zu sein. Das hatte seinen Grund: Neudorf nimmt am Dorfwettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft 2024/2025" teil und für diesen Tag hatte sich die Bewertungskommission für den Regionalentscheid des Wettbewerbs, die sich aus Vertretern der beteiligten Landkreise zusammensetzt, zur "Bereisung" unseres Ortes angesagt.
Schon bei der Anfahrt wurden die Kommissionsmitglieder von einem neuen, inoffiziellen Ortsschild begrüßt.
Simone Bienossek, Sebastian Knobloch und ihr Organisationsteam hatten in wochenlanger Arbeit ein minutiöses Programm ausgearbeitet und außerdem die Neudorfer Einwohner für den Wettbewerb auf allen Kommunikationskanälen sensibilisiert.
Die Organisatoren hatten sich für die vorgesehenen zwei Stunden der "Bereisung" ein abwechslungsreiches Programm einfallen lassen, bei dem an fünf Stationen Interessantes aus dem Dorf- und Vereinsleben gezeigt werden sollte.
Begrüßung
Pünktlich um 14:45 Uhr trafen die sieben Mitglieder der Jury (Namen unten am Endes des Beitrags) in Begleitung von Herrn Hagen Hühn vom Amt für Umwelt, Naturschutz und ländlicher Raum des Main-Kinzig-Kreises am vereinbarten Treffpunkt, dem Neudorfer Dalles ein. Hier hatten sich bereits zahlreiche Neudorfer und einige Gäste eingefunden, darunter auch als Vertreter der Stadt Wächtersbach Herr Nicky Kailing, Leiter des Stadtmarketings.
Station 1: Dalles und Altes Rathaus
Zur ersten Station auf der Bereisung war es nicht sehr weit, denn man befand sich ja schon am Dalles mit dem Alten Rathaus und seinem Heimatmuseum.
Zunächst jedoch gab es eine Gesangseinlage der Chorgemeinschaft Gloria Neudorf: Einige Mitglieder der Gloria-Singers, verstärkt durch einige der Kinzigspatzen, sangen unter Leitung von Katharina Knobloch das Neudorflied.
Simone Bienossek erwähnte die zahlreichen Feste, die in Neudorf gefeiert wurden und werden, z.B. die 650-Jahr-Feier Neudorfs im Jahr 2015. Als Symbole für den noch recht jungen, aber beliebten jährlichen Weihnachtsmarkt waren am Dalles ein Marktstand und ein Weihnachtsbaum aufgebaut worden. Letzterer wurde jetzt symbolisch von Kindern geschmückt.
Frank Schneider von der Ortsgruppe Neudorf des Heimat- und Geschichtsvereins Wächtersbach informierte über die Geschichte Neudorfs im Allgemeinen sowie über die Sanierung des Alten Rathauses und den Umbau zum jetzigen Heimatmuseum im Besonderen.
Er erwähnte dabei, dass das ehemalige Bürgermeisterbüro im Heimatmuseum heute auch als offizielles Trauzimmer dient.
Passend dazu hatte sich eine Neudorferin mit Brautkleid eingefunden: Sie hatte tatsächlich mit diesem Kleid hier geheiratet!
(Falls es jemand genau wissen will: Der Mann, der sie an diesem Tag begleitete, ist nicht ihr Ehemann. 😉)
Anschließend lud Frank Schneider die Offiziellen zu einem kurzen Rundgang durch das Heimatmuseum ein, das nicht nur dauerhafte Exponate wie eine alte Küche zeigt, sondern auch jährlich wechselnde Sonderausstellungen.
Nach dem Museumsbesuch wartete auf die Kommissionsmitglieder eine Überraschung: Vor dem Heimatmuseum stand ein Planwagen, der die Offiziellen zu den nächsten drei Stationen bringen sollte.
Auf der Fahrt übernahmen Simone Bienossek, Claudia Müller und Katharina Knobloch die Moderation.
Die Fahrt ging zunächst durch die Aufenauer Straße, mit kurzen Zwischenhalten am "Börnche" und am Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege mit entsprechenden Erläuterungen.
Dann wurde die Fahrt im großen Bogen über Quellenweg und Bad Sodener Straße in Richtung Funkmast fortgesetzt.
Unterwegs kam Claudia Müller auf den Schützenverein und das Kinderfest zu sprechen, das kürzlich auf dem Gelände des Schützenvereins stattgefunden hat.
Oberhalb Neudorfs gab es einen schönen Ausblick über Bracht- und Kinzigtal.
Am Waldrand über dem Weinberg warteten schon Böller- und Vorderladerschützen des Schützenvereins Neudorf und schossen zu Ehren der Gäste eine Salutsalve.
Jetzt ging es bergab! Auf abschüssigem und unebenem Naturweg musste Lea Müller am Steuer des riesigen Traktors ganz vorsichtig fahren, um die Mitfahrer sicher zur nächsten Station zu bringen!
Station 2: Weinberg
Doch gleich darauf war die nächste Station erreicht: Weinberg und Weinkeller der Weinfreunde Neudorf eV. Hier warteten schon die beiden "Kellermeister" des Vereins, Peter Lerch und Klaus Hamann auf die aussteigenden Gäste.
Peter Lerch informierte über die "Wiederauferstehung" des Neudorfer Weinbaus, über den Weinberg und über die Entstehung des Vereins. Leider musste er auch mitteilen, dass es wohl keinen 2024er Neudorfer Wein geben wird, weil der Frosteinbruch im April bereits frühzeitig das Aus für die diesjährige Ernte bedeutete.
Im Weinkeller erläuterte Klaus Hamann, wie im ehemaligen Neudorfer Hochbehälter seit einigen Jahren aus den Trauben der fertig abgefüllte Wein entsteht.
Natürlich konnten sich die Besucher im Anschluss bei einem Probierschluck davon überzeugen, dass der Neudorfer Wein zwar von Amateuren gemacht wird, aber trotzdem wohlschmeckend ist.
Gleich darauf hieß es wieder: "Aufsitzen!". Es ging weiter mit dem Planwagen zur nächsten Station.
Station 3: Kirche und Friedhof
An der Johanneskirche wartete schon Norbert Metzler, stellvertretender Ortsvorsteher und Küster der katholischen Kirchengemeinde. Er referierte auf dem –vor wenigen Jahren neu hergerichteten Kirchenvorplatz– über die Geschichte der Doppelkirche, die einen kleineren Kirchenraum für die katholische Gemeinde und einen größeren für die evangelische Gemeinde aufweist. Beide Gemeinden teilen sich den Glockenturm.
Ebenfalls auf dem Kirchvorplatz wurden zwei christliche Sakramente symbolisiert: Eine Taufe, bei der sogar Pfarrerin Beate Rilke mitspielte, und eine Hochzeit, bei der erneut unsere Braut mit ihrem "Ehemann" auftrat.
Simone Bienossek übernahm und führte auf den unmittelbar angrenzenden Friedhof. Auf einer Blühwiesenfläche zeigten einige Aktive des örtlichen Judoclubs, wie mit den entsprechenden Judo-Kenntnissen eine schmächtige Frau einen kräftigen Angreifer kurzerhand aufs Kreuz legen kann.
Weiterhin berichtete Simone Bienossek über die verschiedenen, neuen Bestattungsmöglichkeiten, die seit ein paar Jahren in Neudorf angeboten werden, und über die vielen Aktivitäten von Freiwilligen zur Verschönerung des Friedhofs.
Vom Friedhof zum Dorfgemeinschaftshaus wären es auf direktem Weg nur wenige Meter gewesen, ....
Station 4: Alte Schule und Dorfgemeinschaftshaus
... doch Lea Müller nahm noch einen (geplanten) Umweg zur Alten Schule, die seit Jahren als Dojo, also als Trainingsstätte, des Judoclubs Wächtersbach genutzt wird.
Hier wartete eine Gruppe des Judoclubs mit einem Vereins-Transparent und der 1. Vorsitzende Ingmar Schneider, der über den Judoclub berichtete.
Wenige Meter danach war das Dorfgemeinschaftshaus erreicht. Schwerpunkt hier war die Arbeit weiterer Neudorfer Vereine, die hier ihre Heimat haben.
Es begann auf dem Festplatz neben dem DGH, wo die Mutter-Kind-Gruppe des DamenSportClubs Neudorf einen Tanz aufführte.
Gleich nebenan hat die Freiwillige Feuerwehr Neudorf ihr Gerätehaus. Hier zeigte Andreas Rasch das hochmoderne Tragspritzenfahrzeug und weitere Ausrüstung.
Wieder nur eine Tür weiter ist der Treffpunkt Neudorf eV zu Hause. Die 1. Vorsitzende Petra Henkel berichtet über Geschichte und Arbeit des Vereins. Sie führte auch die vom Verein betriebene Bücherei im DGH und den offenen Bücherschrank vor der Tür vor.
Direkt neben der Bücherei im großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses haben der DamenSportClub Neudorf und der Tischtennisverein SG Neudorf ihre Trainings- und Wettkampfstätte.
Vom DGH zum Weidenhof sind es nur noch ein paar Meter. Dafür wurde nicht mehr der Planwagen bemüht. Stattdessen wurde die Bewertungskommission von einer Delegation des Connemaragestüts Kinzighausen mit drei Ponys zum Weidenhof geleitet. Das eine oder andere Kleinkind durfte schon mal üben, wie man auf einem solchen kleinen bis mittelgroßen Pferd sitzt. 😊
Station 5: Weidenhof
Am Weidenhof übernahm dann zunächst Bäuerin Claudia Müller die Führung der Jury.
Doch hinter einer Hecke warteten schon die Vorschulkinder des Kindergartens "Abenteuerland" aus dem benachbarten Hesseldorf auf die Gäste. Der Kindergarten und der Weidenhof kooperieren seit einiger Zeit; die Vorschulkinder verbringen einen Tag der Woche auf dem Weidenhof und lernen das Leben auf einem Bauernhof kennen. Claudia Müller betonte in diesem Zusammenhang, dass der Weidenhof das Konzept eines "offenen Hofes" verfolgt, wo Gäste jederzeit gerne gesehen sind.
Und da sich die Kinder auf dem Hof schon so gut auskennen, übernahmen sie die Führung durch den Stall und erklärten, was es hier zu sehen gibt.
Letzte Station war dann der Innenhof des Weidenhofs. Hier berichtete Claudia Müller über die vielfältigen Aktivitäten ihres Betriebs, der mit seinem Weidenhofladen auch wesentlich zur wohnortnahen Versorgung der Neudorfer beiträgt.
Die Zeitvorgabe für die Bereisung des Ortes durch die Bewertungskommission waren zwei Stunden. Und diese Vorgabe hatten die Neudorfer fast auf die Minute genau getroffen.
Deshalb konnte man jetzt gemeinsam zum gemütlichen Teil des Nachmittags übergehen: Der Weidenhof hatte alle Anwesenden ins Weidenhof-Café Q eingeladen. Hier gab es Kaffe und Kuchen, leckeren Weidenhof-Joghurt und auch etwas Herzhaftes. Und natürlich gab es noch ein paar angenehme Gespräche. Jedenfalls hatten es die meisten nicht besonders eilig, nach Hause zu kommen.
Fazit
Dem Organisationsteam ist es offenbar gelungen, einige originelle Ideen für die Präsentation unseres Stadtteils zu entwickeln und vor allem viele Bürger zu animieren, an dieser beweglichen Veranstaltung teilzunehmen. Ob das am Ende reichen wird, um die Bewertungskommission dazu zu bringen, Neudorf zum Landesentscheid des Wettbewerbs im nächsten Jahr zu schicken, ist zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Beitrags natürlich noch nicht klar.
Aber offensichtlich hatten alle Anwesenden ihren Spaß dabei. Und alleine das ist ein Wert an sich!
Die Gelnhäuser Neue Zeitung berichtete in ihrer Ausgabe vom 13.09.2024 über die Bereisung durch die Bewertungskommission. Im Artikel sind auch die Namen ihrer Mitglieder genannt:
Die Mitglieder der Bewertungskommission:
- Anke Schlosser, Leiterin der Kommission
- Bruno Günkel, Landkreis Fulda
- Helmut Ruppel, Jossgrund
- Brigitte Kram, ehemalige Bürgermeisterin von Ebersburg
- Helmut Vogler, Künzell
- Gisela Feuerstein, Kreistagsabgeordnete im Landkreis Fulda
- Jürgen Simon, Architekt
- Johannes Michel, Main-Kinzig-Kreis (abwesend)
Den Mitgliedern der Bewertungskommission wurde eine kleine Broschüre mit den Inhalten der geplanten Bereisung übergeben. Dieses Dokument können Sie hier herunterladen.